29.12.2004 Rundbrief Nr.27

29.12.2004 e-mail von Lermianna Girsang

28.12. und 31.12. Auszüge aus mails, die Melanie und Christian Oelschlegel nach der Katastrophe bekommen haben.

Der Kirchenkreis Hagen pflegt enge Kontakte zur Partnerkirche GKPS, die im Simalungun-Gebiet im Norden von Sumatra ansässig ist. Die Küstenregionen dieses Gebietes sind von der Katastrophe des Seebebens betroffen. Erste Berichte darüber sind aus der Partnerkirche eingegangen. Über ein Spenden-Konto der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) ist es möglich, die Hilfe in der GKPS-Region direkt zu unterstützen. Auch zahlreiche Grüße zu Weihnachten und zum neuen Jahr sind aus Indionesien eingetroffen.

1. Das Seebeben in den Gemeinden der Partnerkirche

„Ich war gerade im Gottesdienst. Plötzlich dachte ich: „Was ist mit Dir? Wird dir schlecht? Alles schwankt!“ Meine Nachbarin sagte: „Werde ich krank?“ Da sahen wir, dass die Lampen in der Kirche anfingen zu schwanken. Einer rief: „Ein Erdbeben!“ Viele liefen aus der Kirche. Es dauerte ungefähr vier Minuten. Danach setzten wir den Gottesdienst fort.“ Mit diesen Worten hat Lermianna Girsang am Montag erzählt, wie sie das Seebeben erlebt hat. Erst später hat sie über das Fernsehen mehr über das Beben und die weiteren Auswirkungen erfahren. In Pematang-Siantar gibt es ihres Wissens nach keine Zerstörungen und keine Verletzten.

Aber die Küstenregionen sind betroffen. Lermianna arbeitete bis vor einigen Jahren im Resort Lubuk Pakam. Dazu gehört auch die Gemeinde im Dorf Pantei Cermin, direkt an der Küste. Dort hat die Flutwelle 10 Menschen das Leben gekostet. Die Küste ist dort ganz flach. Es gibt keine Dünen, keine Deiche. Zwischen den Häusern waren Wassergräben, weil das Land nur wenige Zentimeter über dem Meeresspiegel liegt. Es lässt sich leicht vorstellen, dass auch eine niedrige Wasserwelle dort leicht die Holzhäuser einknicken konnte und weite Gebiete überschwemmen konnte.

Zerstört sind bestimmt auch viele Jermals. Es sind Holzplattformen, die auf Stelzen ins flache Wasser vor den Inseln gebaut worden sind, um von dort aus Fischfang zu betreiben. In der Regel werden Jungen zwischen 8 und 17 Jahren dort zur Arbeit eingesetzt. (Sie werden von ihren Eltern weggelockt mit dem Versprechen, bezahlte Arbeit zu bekommen. Müssen dort aber auf den Plattformen wie Sklaven arbeiten, schlafen, essen und haben keine Chance, nach Hause zu kommen, weil man nur mit Booten wegkommt. Natürlich ist das auch in Indonesien offiziell verboten. Dennoch gibt es Tausende dieser Jermals vor den Küsten.) Wer einmal auf solch einer Plattform war, kann sich vorstellen, dass diese Plattformen wie Streichholzbauten zusammengestürzt und die Kinder alle ertrunken sind. Sie werden in keiner Statistik auftauchen.

2. Spenden und Hilfen

Die VEM hat ein eigenes Spendenkonto eingerichtet, das wir vom Kirchenkreis Hagen aus auch mit füllen möchten. Das Geld soll über die asiatischen Mitgliedskirchen der VEM an betroffene Menschen weitergeleitet und für Hilfsmaßnahmen benutzt werden. Wir in der Paulusgemeinde wollen die Diakoniekollekte der Silvestergottesdienste dafür einsammeln. Spenden können aber auch direkt an

Kirchenkreis Hagen

Kontonummer 200 458 902 8

Bank für Kirche und Diakonie Duisburg

BLZ 350 601 90

Stichwort „Flutopfer“

Der indonesische Präsident hat die reichen Menschen seines Landes heftig aufgefordert, jetzt Verantwortung zu übernehmen und den betroffenen Regionen alle mögliche Hilfe zu geben. Indonesien soll nicht nur auf Hilfe vom Ausland warten sondern selbst aktiv werden.

Lermianna erzählt, dass in Medan die ersten Flüchtlinge aus Aceh angekommen sind. Sie erwartet, dass auch nach Pematang-Siantar Flüchtlinge kommen werden. Alle GKPS-Gemeinden sind zu Kollekten und zur Fürbitte aufgefordert worden. Von Medan und Jakarta aus werden Hilfsgüter mit Hubschraubern nach Aceh gebracht.

 

29.12.2004 e-mail von Lermianna Girsang